Ich möchte dir von einer Badminton-Partie zwischen mir und einem meiner sportlichen Teenie-Söhne berichten, mit denen ich sonst nicht gerne Sport treibe, weil sie mich dabei immer ziemlich alt aussehen lassen – im wahrsten Sinne des Wortes. Beim Badminton aber habe ich einen gewissen „Heimvorteil“, weil ich vor schockierenden 32 Jahren mal ein paar Monate in einem Verein gespielt habe. Zugegebenermaßen galt damals mein Interesse eher einem Jungen als dem Sport an sich, dennoch reichen meine damals erworbenen Kenntnisse noch aus, um meine Kids ein klein wenig zu beeindrucken – noch, denn mein Vorsprung schwindet…
Vom Himmel zur Hölle und zurück im 10 Minuten-Takt
Als ich nun letzten Mittwoch mit einem der beiden spielte, schwankte seine Stimmung zwischen „Scheiß Aufschläge! Ich kann ja gar nix! Der Schläger ist auch echt schlecht…“, „Boah, geil, ich hab´s krass drauf! Mama, keine Chance!“ und „Was ist denn jetzt los? Ich treff ja gar nix mehr! Wie hätte ich den denn kriegen sollen?! Ist doch alles scheiße!“ usw. Ein unglaubliches Wechselbad der Gefühle mit Ganzkörpereinsatz und viel Bodenkontakt. You get the picture… (Und bisher haben wir nicht einmal Punkte gezählt, sondern uns einfach „freundlich“ zugespielt.) Ich kenne diese krassen Hochs und Tiefs beim Spiel von mir selber, auch wenn ich mittlerweile ein bemerkenswert entspanntes Pokerface dazu aufzusetzen vermag.
Batman eilt zur Rettung!
Da fiel mir ein Reel ein, das ich auf Instagram gesehen hatte. Es ging um den Batman-Effekt: Drei Gruppen Kinder sollten in einem ungefähr wie folgt aufgebauten Versuch dieselben langweiligen Aufgaben lösen: Den Kindern der 1. Gruppe wurde jeweils ein Batman-Kostüm gegeben. Die Kinder der zweiten Gruppe bekamen kein Kostüm, es wurde ihnen aber gesagt, sie seien Batman. Die Kinder der dritten Gruppe blieben einfach sie selbst. Allen Kindern wurde erlaubt zwischendurch, wann immer sie wollten, ein Computerspiel zu spielen. Die Batman-Kids (besonders die mit Kostüm) ließen sich viel weniger vom Computerspiel ablenken und zeigten deutlich mehr Ausdauer bei ihren Aufgaben. Das finde ich absolut beeindruckend! Offenbar konnten sie ihre Impulse sehr viel besser kontrollieren, weil sie sich von sich selbst distanzierten. Zudem gab ihnen die Identifizierung mit Batman eine für das Lösen ihrer Aufgaben hilfreiche heroische Haltung und wahrscheinlich auch mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten.
Supergirl vs. Whoever
Als ich meinen Sohn nun immer mehr in sich zusammensinken sah und merkte, wie er immer schlechter spielte und aufzugeben drohte, fiel mir der Batman-Effekt wieder ein. Ich erzählte ihm schnell davon und verkündete, jetzt Supergirl zu sein (Er HASST Supergirl!). Zu meinem Verblüffen spielte ich direkt bedeutend besser als zuvor. Und obwohl mein frustrierter Gegner viel zu stolz war zuzugeben, dass er tatsächlich die „cringe“ Methode seiner Mom testete, konnte ich deutlich erkennen, wie er sich aufrichtete und plötzlich viel entschlossener – und besser! – spielte. Zu gerne hätte ich gewusst, mit wem ich es da gerade zu tun hatte, aber ich wollte den Moment nicht vermasseln und habe ihm dieses Geheimnis gelassen.
Von wem borgst du dir deine Superkräfte?
Den Batman-Effekt kann man wunderbar auf alle möglichen Aufgaben übertragen. Ob man nun beim Putzen Mary Poppins spielt, beim Lernen für den Physik-Test oder beim Test selber Sheldon Cooper, beim Kochen Jamie Oliver, beim Einräumen der Spielzeuge Flash von „The Incredibles“ (bloß nicht Jack Jack 😉 ), beim Referat seine Schwester Violetta, die ein Kraftfeld um sich herum aufbauen kann, oder beim Tanzen John Travolta: Die Fantasie kennt keine Grenzen!
Viel Spaß beim Ausprobieren!!!!
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